In Die Presse schreibt Prof. Rudolf Taschner in seinem Artikel ‘Die Bösen dieser Welt erzittern, denn erschienen ist der Messias 2.0’ über die Vergabe des alternativen Friedensnobelpreis an Edward Snowden. Die für Prof. Taschner ungewohnte Polemik und sachliche Unkenntnis veranlasste mich, einen Leserbrief an die Presse zu verfassen.



Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin erstaunt, wie ungewohnt polemisch und denunziierend sich Prof. Taschner zum Thema Snowden und Geheimdienste äußert und dabei sachliche Korrektheit auf der Strecke lässt.

Für Herrn Taschner ist es “offenkundig”, dass die Geheimdienste Verschlüsselung pauschal brechen können. Doch erst durch die Snowden-Dokumente wissen wir, dass Technologien wie Tor und PGP aller Wahrscheinlichkeit nach selbst für die NSA eine unüberwindbare Hürde darstellen.

Herr Taschner lässt glauben, dass Snowden lediglich “Binsenweisheiten” für “Naive” aufgedeckt hat, doch erst die Veröffentlichungen durch Snowden haben einen breiten Diskurs in Politik und Wirtschaft allerorts entfacht. Wegen der angeblichen “Binsenweisheiten” sorgte die USA dafür, dass Präsident Morales in Wien zur Zwischenlandung gezwungen wurde, weil man Snowden in dessem Flugzeug vermutete. Wenn der deutsche Innenminister Friedrich bestreitet, dass die NSA-Überwachung deutsche Internetknoten umfasst, dann ist es erst durch die Snowden-Dokumente möglich diese Falschaussage als solche zweifellos zu enttarnen. Aus den angeblich paranoiden Behauptungen einiger Experten wurden belegte Tatsachen, die sich nicht mehr abstreiten lassen, und erst dieser Umstand veränderte die Qualität der Diskussion um die Rolle der Geheimdienste ganz wesentlich. Der NSA-Untersuchungsausschuss im deutschen Bundestag ist ein Resultat daraus.

Herr Taschner legt es Snowden zur Last, Russland könnte einen taktischen Vorteil aus dem Fehlverhalten der USA und der übrigen Mitglieder der Five Eyes geschlagen haben. Er stellt fest, dass Russland und China als Ordnungsmacht nichts taugen und verbietet gleichzeitig Kritik an den USA, wenn diese entgegen den Prinzipien einer tauglichen Ordnungsmacht handeln. Doch gerade dadurch erweist man sich als schlechter Freund der USA und den Werten der freien Welt.

Prof. Taschner, man qualifiziert sich als integre Ordnungsmacht nicht schon dadurch, dass man seine Wistleblower nicht ermordet. Im Übrigen sprechen US-Regierungsbeamte ganz offen über die Ermordung Snowdens. Vielleicht besteht eine Lebensversicherung auch darin, dass im Falle seines Verschwindens alle Informationen in seinem Besitz veröffentlicht werden.


Mit freundlichen Grüßen
Stefan Huber

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